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Von der LHG lernen, heißt Siegen lernen

von Jan-Lukas Gescher


Viele, die sich liberal engagieren, beschränken sich nicht auf eine Mitgliedschaft bei den Liberalen Hochschulgruppen (LHG). Für viele, auch in den Vordekaden, meine ich, gehört(e) eine zusätzliche Mitgliedschaft bei den Jungen Liberalen (oder noch früher. Jungdemokraten) oder der FDP selbst, zum guten Ton.


Wer so tief verwurzelt ist oder es war, der kennt auch die fast ständige Besorgnis über das Abschneiden der Freien Demokraten bei Wahlen, jetzt wieder aktuell bei den zurückliegenden Landtagswahlen. Und viele erlebten und erleben, wie ich auch, die darüber geführten Debatten, die innerverbandlich geführt werden, sowohl bei der FDP als auch allen möglichen ihrer Vorfeldorganisationen. So weiß man in der Regel auch um diejenigen, die sofort dazu neigen, ihren Kopf in den Sand zu stecken, oder jene, die nach eigenständiger Analyse ihre Lösungsvorschläge präsentieren.


Täglich grüßt das Murmeltier


Letztere teilen sich für gewöhnlich dann in zwei Gruppen auf, die mit denselben Stimmen dieselben Argumente vortragen. Jeder von uns hat sie schon vernommen und sie kommen eben nicht nur von Twitter Usern, die mit dem Liberalismus noch nie etwas anfangen konnten, sondern auch von gestandenen Parteifreunden. Auf der einen Seite finden wir jene, die lauthals fordern, dass man sich endlich sozialer zeigen müsse. Und auf der anderen Seite dann jene, die fordern, man müsse sich rechter beziehungsweise konservativer präsentieren.

Das sind Debatten, die wir aus der LHG nur zu gut kennen, mit dem Unterschied, dass wir sie jedes Jahr, sprich nach jeder Hochschulwahl, führen. Aus drei Jahren Studentenparlament und darauf aufbauenden Erfahrungen im Landesvorstand der LHG Hessen, kann ich sagen, dass beide oben genannten Gruppen von der LHG lernen sollten. Denn die Liberalen Hochschulgruppen führen seit jeher Wahlkampf auf schwierigem Terrain. Sie kennen das Auf und Ab ihrer Ergebnisse und sind es gewohnt, in schwierigen Zeiten erst recht alles zu geben. Und auf Basis dieser Erfahrungen möchte ich beiden vermeintlichen Lösungsvorschlägen nun etwas entgegensetzen.


Der Liberalismus – die soziale Kraft?


Denjenigen, die meinen, wir sollten sozialer werden, möchte ich folgende Frage stellen: Sind nicht die Liberalen die Einzigen, die für die kleinste Minderheit streiten? Wir sind doch die einzige politische Kraft, die sich für das Individuum, seine Freiheit und seine Bürgerrechte einsetzt. Wir sind es, die alle Menschen vor übermäßiger Überwachung und staatlichem Zwang bewahren wollen. Es ist doch der Liberalismus, der Gleichberechtigung statt falscher Gleichheit fördert, und allen Menschen dieselben Chancen gewähren möchte. Gleichzeitig sind wir es, die allen Menschen Aufstieg und Wohlstand ermöglichen wollen, und diejenigen, die erarbeitetes Eigentum achten.

Obendrein liegt dem Liberalen nichts ferner, als Menschen in Gruppen einzuteilen oder sie gar anhand von Identitätsmerkmalen zu bewerten. Der Liberale ist farbenblind und betrachtet andere Menschen mit Respekt als eigenständige Individuen, denen es zusteht, ihren Lebensentwurf eben genau so auszuleben, wie sie es für richtig halten. Wir erkennen alle Meinungen, Religionen und Kulturen an, bieten ihnen eine Heimat und ermöglichen ihnen, sich auszuleben. Es sind die Liberalen, die eine vielfältige Gesellschaft positiv auffassen und optimistisch in ihre Zukunft sehen. Wie sollen wir da noch sozialer werden? Ich bin davon überzeugt, dass es keine sozialere Denkrichtung als den Liberalismus gibt.


Der Liberalismus – die konservative Kraft?


Und auf der anderen Seite möchte ich denen, die stets danach rufen, wir müssten konservativer werden, auch eine Frage stellen: Sind wir nicht die Einzigen, die für eine konservative Haushaltsplanung streiten? Wir sind doch die Kraft, die die Schuldenbremse schützen und die Generationengerechtigkeit erhalten will. Der Liberalismus ist doch die letzte Strömung, die anerkennt, dass es die Marktwirtschaft war, die uns zu Wohlstand und Fortschritt verholfen hat und dass diese vor einer Überregulierung bewahrt werden muss.


Zusätzlich sind es die Liberalen, die verstanden haben, dass die Marktwirtschaft im Verbund mit der Demokratie das einzige Regelsystem ist, das Freiheit in einer offenen Gesellschaft ermöglicht und gleichzeitig bedingt. Wir sind doch diejenigen, die Privateigentum anerkennen und bewahren wollen. Es sind die Liberalen, die an dem Bild des mündigen Bürgers festhalten und sich auf die spontane Ordnung verlassen. Wir sind die letzten ernsthaften Verteidiger der Bürgerrechte, der demokratischen Prinzipien, des Kapitalismus und des Rechtsstaats. Und wir sind es, die diese Umstände konservieren wollen. Ja, liebe Zweifler von rechts, was soll konservativer sein als das? Ich bin davon überzeugt, dass es in den Punkten, auf die es ankommt, keine konservativere Kraft, als den Liberalismus gibt.


Der Liberalismus – die liberale Kraft!


Nein, ich bin davon überzeugt, dass beide Argumente falscher nicht sein könnten. Wir müssen nicht linker oder rechter werden – wir müssen liberal bleiben! Nur mit einem klar freiheitlichen Profil und einem Bekenntnis zu unseren Grundsätzen können wir langfristig erfolgreich sein. Der Liberalismus bietet Antworten auf alle Fragen, wir müssen uns diese nicht rechts oder links davon suchen. Gleichzeitig liegt es an uns, diese Antworten auch öffentlich zu vertreten und zu verteidigen. Und da reicht es nicht, sich nur in Partei und Vorfeldorganisationen zu betätigen. Der Liberalismus muss dorthin zurück, wo er hergekommen ist: In die Mitte der Gesellschaft.

Langfristig wird der Liberalismus nur erfolgreich sein können, wenn auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen für ihn gestritten wird. Freiheit braucht Verbündete und das eben nicht nur in Parlamenten und auf Kongressen, sondern auch in Vereinen, Initiativen und Bewegungen. Freiheit braucht allerdings nicht nur Verbündete, sondern auch Mut. Mut sie auszuleben, sie einzufordern und für sie zu streiten. Dabei dürfen wir uns auch nicht dafür zu schade sein, dahin zu gehen, wo es schmerzt. Wir dürfen uns auch nicht dafür zu schade sein, die unangenehmen Themen überdeutlich anzusprechen – dafür braucht es ebenfalls Mut. Wenn wir erfolgreich sein wollen, dann müssen wir auch Lösungen für die großen Fragen anbieten, wir brauchen Visionen und Narrative.


Individualistisch. Progressiv. Freiheitlich.


Und das alles habe ich bei der LHG gelernt. Ich habe gelernt, dass sich Erfolg einstellt, wenn man präsent ist, transparent arbeitet, stringent vorgeht, konsequent argumentiert und tatsächliche Lösungen anbietet. Ich habe gelernt, dass selbst in schwierigem Fahrwasser erfolgreich gesegelt werden kann, wenn der Kompass stimmt. Und ich habe verinnerlicht, dass die Antwort auf unsere Probleme nur mehr Liberalismus sein kann.

Letztendlich bin ich davon überzeugt, dass nicht nur die LHG an Hochschulen, sondern wir alle überall mit den drei Attributen ‚Individualistisch, progressiv, freiheitlich‘ erfolgreich sein können. Denn von der LHG lernen, heißt siegen lernen.

 

Jan-Lukas Gescher ist 24 Jahre jung, studiert Soziologie und Politologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und beschäftigt sich am liebsten mit politischer Philosophie. Er ist im zweiten Jahr Landesvorsitzender der LHG Hessen, führte zuvor drei Jahre die LHG Gießen und ist aktives Mitglied der FDP Gießen Stadt und Kreis, wie auch bei den Julis. Die Freizeit, die ihm übrigbleibt, füllt er seit über 16 Jahren mit Handball.

Erreichen könnt ihr ihn unter: jan-lukas.gescher@julis.de

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